Nadi Shodana

Die Nase ist zum Atmen da. Der Mund zum Essen.

Inhaltsverzeichnis

Was bedeutet es, richtig zu atmen?

Die Atmung passiert automatisch, aber das bedeutet nicht, dass sie automatisch gesund ist. Viele von uns atmen flach, zu schnell und meist durch den Mund. Dabei beeinflusst die Qualität unserer Atmung so viel mehr, als wir denken: unsere Energie, unsere Emotionen, unsere Schlafqualität und sogar unsere innere Stabilität. Richtig atmen heisst, durch die Nase zu atmen. Ruhig. Langsam. Und bis tief in den Bauch.

Meine persönliche Atemreise

Schon als Kind hatte ich oft eine verstopfte Nase und atmete fast ausschliesslich durch den Mund. Ich schnarchte, wachte nachts häufig auf und fühlte mich nie richtig erholt. Später kamen Asthma und Allergien dazu. Erst mit einer Operation und gezieltem Atemtraining begann ich zu spüren, wie kraftvoll Nasenatmung wirklich ist. Beim Yoga, beim Laufen und in der Meditation entdeckte ich, dass mein Atem nicht nur Luft ist, sondern ein Schlüssel zu innerer Ruhe, Energie und Klarheit.

Warum die Nasenatmung so wichtig ist

Die Nase ist ein echtes Wunderwerk. Sie filtert Schadstoffe, befeuchtet die Luft und bringt sie auf Körpertemperatur. In den Nebenhöhlen wird ausserdem ein wichtiger Stoff produziert: Stickstoffmonoxid (NO). Dieser verbessert die Sauerstoffaufnahme in der Lunge, wirkt antibakteriell und weitet unsere Blutgefässe. Atmen wir durch den Mund, verlieren wir all diese Vorteile. Der Atem bleibt oberflächlich, die Luft ungefiltert. Langfristig kann das zu Schlafproblemen, Mundtrockenheit, chronischen Entzündungen oder sogar Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.

Was sich im Laufe der Evolution verschlechtert hat

Unsere Gesichter haben sich mit der Zeit stark verändert. Der Kiefer ist kleiner geworden, unser Gaumen schmaler. Die Nasengänge sind enger, die Nasenscheidewand häufiger schief. Kurz gesagt: Die Anatomie unseres Schädels hat sich so entwickelt, dass uns das Atmen durch die Nase heute schwerer fällt als noch vor Tausenden von Jahren. Warum? Einer der Gründe liegt in unserer modernen Ernährung. Weiche, stark verarbeitete Nahrung verlangt kaum noch Kaubewegung. Unsere Kiefermuskulatur ist weniger gefordert, die Knochenstruktur verändert sich. Viele Kinder entwickeln heute von klein auf Atemmuster, bei denen die Nase kaum noch beteiligt ist. Die Folge: Mundatmung, verengte Atemwege, Schlafprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten und ein Körper, der im Dauerstress-Modus bleibt. Doch das Gute ist: Wir können das wieder lernen. Atmen ist formbar. Unsere Atemwege lassen sich durch gezielte Übungen trainieren. Und die Rückkehr zur Nasenatmung ist oft der erste Schritt zu mehr Gesundheit, Energie und innerer Ruhe.

Was Kohlendioxid mit unserer Gesundheit zu tun hat

Ein weit verbreiteter Irrglaube ist, dass CO₂ einfach nur ein Abfallgas ist. Tatsächlich ist es essenziell, damit Sauerstoff aus dem Blut in unsere Zellen gelangt. Dieses Prinzip nennt sich Bohr-Effekt. Haben wir zu wenig CO₂ (etwa weil wir zu viel und zu schnell atmen), wird die Sauerstoffversorgung schlechter, obwohl wir mehr atmen. Die Folge: Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, kalte Hände und Füsse, innere Unruhe. Die Lösung? Weniger atmen. Besser atmen. Vor allem: durch die Nase atmen.

Der Nasenzyklus: unser inneres Gleichgewicht

Wusstest du, dass wir nie gleichmässig durch beide Nasenlöcher atmen? Alle 30 Minuten bis 4 Stunden wechselt das dominante Nasenloch. Dieser Nasenzyklus ist mit unserem autonomen Nervensystem verbunden.

  • Ist das rechte Nasenloch offener, wird der Sympathikus aktiviert: Konzentration, Fokus, Energie.

  • Dominiert die linke Seite, spricht das den Parasympathikus an: Ruhe, Verdauung, Regeneration.

Die Natur hat also bereits vorgesorgt, dass sich Anspannung und Entspannung abwechseln. Aber nur, wenn wir durch die Nase atmen.

Die häufigste Atemgewohnheit unserer Zeit

Viele von uns atmen zu oft und zu flach. 12 bis 20 Atemzüge pro Minute sind für viele „normal“, dabei wären 6 bis 8 deutlich gesünder. Tiefe, langsame Atemzüge signalisieren dem Körper: Alles ist gut. Du bist sicher. Stress, Bildschirmzeit und ständige Erreichbarkeit hingegen halten uns im „Kampf oder Flucht“-Modus. Der Atem bleibt oben, in der Brust. Unser Nervensystem schaltet nicht in den Erholungsmodus.

Richtiges Atmen lernen

Richtig zu atmen heisst nicht, mehr zu atmen. Sondern bewusster. Langsamer. Leiser. Am besten durch die Nase und das bei Tag und bei Nacht. Lege eine Hand auf den Bauch und beobachte, wie sich die Bauchdecke hebt und senkt. Je entspannter du bist, desto ruhiger wird dein Atem. Und je ruhiger dein Atem, desto entspannter wirst du.

“Breathe through your nose, slowly, rhythmically, lightly into the stomach. Calm your body down, take control of the nervous system.”

Meine Empfehlung für deine Atemroutine

Wir atmen etwa 25’000 Mal pro Tag. Jeder einzelne Atemzug ist eine Chance für Präsenz, für Entspannung, für Klarheit. Fünf Minuten am Morgen reichen aus. Setze dich aufrecht hin, schliesse die Augen. Atme sanft durch die Nase ein. Spüre den Bauch. Atme langsam wieder aus. Beobachte, wie du dich fühlst. Zähle beim Einatmen auf 4 und beim Ausatmen auf 6.

Atemarbeit kann deine Gesundheit verbessern, deine Schlafqualität erhöhen und dir helfen, dich mit dir selbst zu verbinden. Vielleicht ist das der erste Schritt, nicht nur zu mehr Energie, sondern zu mehr Lebensqualität.

“To breathe is to absorb ourselves in what surrounds us, to take in little bits of life, understand them, and give pieces of us back out. Respiration is, at its core, reciprocation.”

Quellen:

 

Literatur:

Nestor, James: Breath. Penguin Books 2020

McKeown, Patrick: Erfolgsfaktor Sauerstoff. Riva Verlag 2018

Skuban, Ralph: Die Buteyko Methode. Crotona Verlag 2020

 

Sendungen:

Einstein SRF 20. Januar 2022: Besser Atmen gegen Stress

 

Podcasts (Spotify):

BBC News.The Documentary: The lost art of breathing

James Nestor: The Art and Science of Breathing

The Avid Reader Show: Breath

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Sarah Ruesch Yogalehrerin und Inhaberin La Luna Langnau
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